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Krummbachstein/Knofeleben:
Wander-Leckerbissen in den Wiener Alpen
Krummbachstein/Knofeleben Abbildung 1
Abb. 1

Schon zu Kaisers Zeiten war Reichenau an der Rax ein beliebter heilklimatischer Kurort im Gebiet der Wiener Alpen. Vor allem der Bau der Südbahn Mitte des 19. Jahrhunderts sorgte dafür, dass immer mehr Adelige, Industrielle und auch Literaten wie Arthur Schnitzler und Peter Altenberg zur Sommerfrische nach Reichenau kamen. Heute setzen die jährlich im Sommer stattfindenden Festspiele und das reichhaltige Wanderangebot einen wichtigen touristischen Impuls. Woche für Woche werden die mächtige Rax im Westen und die Schneebergregion im Norden von Heerscharen von Bergwanderern bevölkert. Der nachfolgende Wandertipp führt vom Schloss Reichenau, das im Zentrums von Reichenau liegt, zum nördlich gelegenen Thalhof und von dort über eine felsige Steilstufe zur "Eng", weiter durch den Lackabodengraben zum Alpleck und schlussendlich auf den Krummbachstein, von dem man einen großartigen Blick auf den benachbarten Schneeberg genießen kann: Eine zwar technisch unschwierige Tour, die aber Kondition, Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit erfordert. Schon der Blick von Reichenau zum Thalhof und der dahinter liegenden felsigen Steilstufe (Abb. 1) macht diese Tour zu einem besonderen Leckerbissen – und unterwegs werden noch viele tolle Ausblicke folgen!

Der Ausgangspunkt dieser langen und anstrengenden Tour liegt beim Schloss Reichenau (ca. 490 m), bei dem genügend Parkplätze zur Verfügung stehen. Auf einer asphaltierten Ortsstraße geht es kaum ansteigend in Richtung Nordosten – vorbei an der rechts abzweigenden Straße ins Schneedörfl – in etwa 15–20 Minuten zum neu renovierten Thalhof (540 m), der früher eine Kuranstalt war und nun als Kulturzentrum wiederentdeckt wurde. Auf der beim Thalhof beginnenden Sandstraße geht es weiter Richtung Norden über eine Wiese der mächtigen, schon länger sichtbaren Felsstufe (Abb. 2) entgegen. Nach etwa 5–10 Minuten vom Thalhof am Ende der Wiese angekommen, gibt es zwei Optionen, den rechts von uns liegenden Waldhang zu erklimmen: Entweder wählt man den breiten, rechts abbiegenden markierten Waldweg oder man wandert noch ein kurzes Stück geradeaus und dann schneller, aber dafür um vieles steiler auf einem schmalen Steig ca. 100 Hm hinauf auf den Querweg, der vom Bahnhof Payerbach kommend zur "Eng" führt. Egal, für welche Variante man sich entscheidet, bei Erreichen des breiten Querweges biegt man links in diesen ein. Nach etwa 35–40 Minuten vom Ausgangspunkt erreicht man nach einigen Serpentinen den Einstieg zur "Eng" (ca. 710 m, Abb. 3). Auf dem mit einem Drahtseil gesicherten Mariensteig (Abb. 4) geht es mit der nötigen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit eine Felswand entlang weiter aufwärts. Ein Highlight dieser Tour!

In weiterer Folge führt unser steiniger Weg nicht mehr ganz so steil durch die enge, wasserlose Schlucht. Ein Stück einer alten Holzrutsche (Abb. 5) erinnert an die Zeit, als Forstarbeiter Baumstämme ins Tal transportierten. Kurz nach einer rechts von uns liegenden Höhle kommt man zu einer Weggabelung (ca. 875 m), die man nach etwa 45–60 Minuten vom Thalhof erreicht. Links zweigt der direkte Aufstiegsweg zum Naturfreundehaus Knofeleben ab, der durch den Promischkagraben (Mitterberggraben) führt und der uns später als Abstiegsweg dienen wird.

Wir aber wandern geradeaus weiter. Der nun folgende Wegteil durch den Lackabodengraben ist um vieles weniger begangen, schmäler und an einigen Stellen auch nicht sehr gepflegt, trotzdem ist er gut und problemlos begehbar. Zu Beginn noch eng, weitet sich der Graben und man wandert auf einem breiten Weg nur mäßig ansteigend durch eine idyllische Buchenallee. Dann wird der Graben für kurze Zeit wieder enger und steiler.

Nach einem kurzen Teilstück, auf dem unser Weg grasbewachsen und kaum ansteigend ist, geht es nochmals steiler hinauf zum Ende des Lackabodengrabens. Nachdem wir diesen verlassen haben, kommen wir in ein schönes, fast flaches Waldgebiet. Nach ca. 45–60 Minuten von der Abzweigung am Ende der "Eng" quert man eine Forststraße. Links besteht wieder eine Möglichkeit, zum Naturfreundehaus Knofeleben abzuzweigen. Unser weiterer Aufstiegsweg führt geradeaus weiter. Nach wenigen Schritten erreicht man eine kleine Wiese, auf deren oberen Ende das Lackabodenhaus (ca. 1.170 m) steht, ein Forsthaus der Gemeinde Wien. Hinter dem Haus wandern wir auf einem breiten, blau markierten Weg steil hinauf und gelangen wieder zu einer Forststraße (ca. 1.220 m), auf der man rechts zur Bodenwiese und zur Waldburgangerhütte absteigen kann. Wir aber wandern – links abbiegend – entweder auf der Forststraße oder auf einem im Wald rechts parallel zu dieser Straße verlaufenden, rot markierten Steig und gelangen nach insgesamt ca. 2¼–2¾ Stunden vom Thalhof zum Alpleck (ca. 1.280 m), wo sich einige Wege kreuzen und wo man erstmals einen Blick zur Elisabethkirche am Schneeberg (Abb. 6) vor sich hat. Wer bereits müde ist und sich den weiteren Anstieg zum Krummbachstein sparen möchte, wandert auf der Forststraße weiter Richtung Westen zum Naturfreundehaus Knofeleben. Großteils eben, hat man bei diesem 45-Minuten Wegstück immer wieder schöne Ausblicke ins fernere Wechselgebiet, in die Semmeringregion, zum Stuhleck und – besonders prachtvoll – zur Rax (Abb. 7).

Trittsicheren, konditionsstarken Wanderern, die auf einen Gipfelsieg nicht verzichten möchten, empfehlen wir die Besteigung des Krummbachsteins, eines Trabanten des Schneebergs. Dazu wandert man auf dem halblinks abzweigenden Weg Richtung Krummbachsattel und steigt rund 15–20 Minuten zu einer weiteren Weggabelung (ca. 1.350 m) auf. Während der Steig zum Krummbachsattel wieder abwärts führt, biegen wir links in einen Forstweg ab, den wir aber nach wenigen Metern – uns rechts haltend – wieder verlassen. Auf einem zwar breiten, aber steil und steinig in Serpentinen aufwärts führenden Weg gelangen wir nach einer knappen halben Stunde auf die Almen des Alpls (ca. 1.500 m, Abb. 8). Links vorbei an einer Hütte kommt man auf dem weiter ansteigenden Weg zu Latschen und zu einer Weggabelung (ca. 1.570 m). Wir halten uns links und nach einer Rechtskurve führt der Weg fast eben durch eine breite Latschengasse zur Alpenfreundehütte (Abb. 9), die als Selbstversorgerhütte genützt werden kann. Das Gipfelkreuz ist auf diesem kurzen Wegstück bereits vor uns sichtbar. Von der Alpenfreundehütte sind es nur mehr wenige Minuten hinauf auf den etwas schroffen Gipfelaufbau des Krummbachsteins (1.602 m, Abb. 10) mit einer beeindruckenden Sicht speziell zum Schneeberg (Abb. 11), aber auch in die westlich von uns liegende Bergwelt (Abb. 12), ins Flachland im Osten Österreichs (Abb. 13) und steil hinab ins Höllental. Vom Schloss Reichenau auf den Krummbachstein benötigt man rund 3¼–3¾ Stunden, in denen man – inklusive aller Gegensteigungen – fast 1.150 Hm bewältigt!

Zum Abstieg empfehlen wir nicht die direkte und felsige Route vom Gipfelkreuz (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich!) abwärts, sondern den schmalen Waldweg, der bei der Alpenfreundehütte startet. Nach rund 15 Minuten auf etwas abschüssigem Gelände vereinigen sich die beiden Abstiegswege (ca. 1.500 m) und führen entlang der felsigen Abbruchkante (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auch hier ratsam!) abwärts, wobei sich immer wieder tolle Blicke ins Höllental (Abb. 14) ergeben. Nach rund 30–45 Minuten vom Alpenfreundehaus kommt man zum Naturfreundehaus Knofeleben (1.250 m, Abb. 15), das nach dem Vollbrand des früheren Friedrich-Haller-Hauses wieder neu aufgebaut wurde. Rund 150 Meter nach diesem – am östlichen Ende der großen Wiese – zweigt rechts der markierte Weg Richtung "Eng"/Reichenau an der Rax ab.

Zuerst geht es auf einem Steig nur mäßig steil abwärts. Dann biegt man rechts für wenige Meter auf eine Forststraße ab. Der nun links abzweigende, abwärts führende Steig, der in den Promischkagraben (Mitterberggraben) führt, ist teilweise sehr steil und vor allem bei Nässe mühsam zu begehen. Alternativ besteht die Möglichkeit auf der Forststraße zu bleiben und auf dieser – natürlich zeitlich aufwändiger – in den Promischkagraben (Mitterberggraben) abzusteigen. Nachdem man am steilen Steig den Graben erreicht hat, geht es nochmals ein bisschen steinig und steil, aber auf breitem Weg abwärts, bevor ein um vieles weniger mühsamer Wegteil uns zum Mariensteig und zur "Eng" führt. Ein wenig schmäler und steiler ist nur der letzte Wegteil im Promischkagraben (Mitterberggraben), bevor man nach ca. 45–50 Minuten vom Naturfreundehaus Knofeleben wieder zu der Weggabelung kommt, bei der man sich beim Aufstieg für den Lackabodengraben entschieden hat. Von hier geht man erneut durch die mit einem Drahtseil gesicherte "Eng" und dann mit Blick zum Sonnwendstein im Semmeringgebiet hinunter zum Thalhof (Abb. 16) und von dort weiter zum Schloss Reichenau. Für den gesamten Abstieg vom Krummbachstein benötigt man rund 2¼–2½ Stunden.

HM/Zeit:
Vom Schloss Reichenau auf den Krummbachstein ca. 1.150 Hm (mit einigen kleineren Gegensteigungen) in 3¼–3¾ Stunden (Aufstieg) und retour durch den Promischkagraben (Mitterberggraben) in ca. 2¼–2½ Stunden (Abstieg). Unter anderem besteht beim Alpleck die Möglichkeit, die Tour zu verkürzen (ca. 800 Hm in insgesamt ca. 4½–5,0 Stunden für An- und Abstieg)
Zeitraum:
April–Mitte November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
Sehr lange, anspruchsvolle, teilweise steile, aber im Großen und Ganzen technisch unschwierige Tour, bei der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt notwendig sind.
Highlights:
die schluchtartigen Täler ("Eng", Lackabodengraben, Promischkagraben (Mitterberggraben)); Rundblick vom Krummbachstein; Kurort Reichenau an der Rax
Anfahrt:
Auf der Schnellstraße S 6 bis Ausfahrt Gloggnitz, von dort auf der Bundesstraße B 27 bis Reichenau an der Rax fahren und dann rechts bei der Kilometeranzeige "28,2" in Richtung Schneedörfl abzweigen. Nach etwa 100 Meter gelangt man zu den Parkplätzen bei Schloss Reichenau.
Einkehr:
Naturfreundehaus Knofeleben, GH in Reichenau;
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 15°50‘23‘‘/47°41‘57‘‘
Rechtswert (UTM): 563005 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5283230 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4212
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