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Stripsenjoch:
Unterwegs auf der Hinterseite des Wilden Kaisers
Stripsenjoch Abbildung 1
Abb. 1

Wer kennt sie nicht, die von Süden aus gesehene imposante Felsen-Silhouette des Wilden Kaisers (Abb. 1) im östlichsten Teil Nordtirols. Seit dem der "Bergdoktor" in halb Europa im Fernsehen ausgestrahlt wird, reisen sowohl im Winter als auch im Sommer immer mehr Touristen in die Region zwischen Kufstein im Westen und St. Johann in Tirol im Osten. Orte wie Söll, Scheffau, Ellmau und Going erfreuen sich stark steigender Beliebtheit. Viel weniger bekannt, aber um nichts weniger eindrucksvoll ist die Nordseite (Abb. 2) des gewaltigen Bergstocks im Gebiet der Tiroler Kalkalpen. Sie ist ein wahres Eldorado für Bergsteiger und Kletterfreaks, die meistens entweder aus dem Kaisertal im Westen oder dem Kaiserbachtal im Osten zum Stripsenjoch aufsteigen, das die beiden Täler trennt. Der nachfolgende Wandertipp beschreibt den nicht allzu langen, teilweise recht steilen Ostaufstieg, der bei der Griesner Alm (die Höhenangaben schwanken zwischen 988 m und 1.024 m!) am Ende einer kurzen, gut ausgebauten Mautstraße beginnt.

Schon bei der Fahrt zum Ausgangspunkt ist etwa auf Höhe der etwas vorgelagerten Fischbachalm (856 m) der steile Talschluss (Abb. 3), den es zu bezwingen gilt, eindrucksvoll zu sehen. Beim Gasthof Griesner Alm, bei dem ein riesiger Parkplatz zur Verfügung steht, wird links der Kaiserbach über einen Holzsteg gequert. Wir zweigen rechts auf den sehr breiten, teilweise etwas schottrigen Nordalpenweg (Nr. 20) ab. Nun geht es rund 10–15 Minuten angenehm ansteigend parallel zur Materialseilbahn taleinwärts. Kurz bevor man den Talschluss erreicht, wendet sich der breite Weg nach links und führt – mit Blick zu den steilen Felswänden (Abb. 4) – den Hang (Russenleiten) mit Hilfe einiger Serpentinen aufwärts. In einer Linkskurve sieht man, welche unbändige Kraft die Natur haben kann, denn ein Teil der Straße wurde einfach weggespült. Dann verlassen wir das offene Wiesengelände und betreten das steile Waldgebiet unter den Felsen. Der Weg wird nun etwas schmäler, steiniger und steiler und schraubt sich in Serpentinen weiter aufwärts. Nach wenigen Minuten erreichen wir die Abzweigung zum Steig Nr. 22 (1.184 m), der links zur unbewirtschafteten Fritz-Pflaum-Hütte und zur Ackerlspitze, der mit 2.320 m zweithöchsten Erhebung des gesamten Wilden Kaiser-Massivs, führt. Nach der Abzweigung geht es wieder taleinwärts Richtung Westen, wobei ein steileres Wegstück problemlos mit künstlich angelegten Holzstufen überwunden wird. Dann kommen wir zu einem der Highlights unseres Aufstieges: Wir erreichen das untere Ende der Steinernen Rinne (Abb. 5), die steil und felsig von links zu unserem Aufstiegsweg hin abfällt. Viel weiter oben – von hier aber nicht sichtbar – kann man beim Ellmauer Tor (1.997 m) auf die Südseite des Wilden Kaisers wechseln. Hier – einem schönen Platz zum Rasten – haben wir nun nach rund 45–50 Minuten, in denen wir knapp 300 Hm (Höhenmeter) bewältigt haben, etwa die Hälfte unseres Anstiegs bereits geschafft.

Weiter geht es nun teilweise recht steil wieder im Wald zu einem Quellschutzgebiet und von dort weiter hinauf zu einer Jagdhütte. Nun bereits über der Waldgrenze hat man einen schönen Blick (Abb. 6) zum auf uns wartenden, finalen Steilaufstieg und zum Stripsenjochhaus, das über den Felsen thront. Doch zuerst führt der Weg aber noch eine Zeit lang nicht allzu steil geradeaus. Bei der Abzweigung des Eggersteigs, der mit Kletterstellen (sehr schwierig!) über die Steinerne Rinne zum Ellmauer Tor führt, beginnt nun unser Schlussanstieg, der ca. 100 Hm mit Unterstützung einiger Serpentinen steil aufwärts führt. Der Steig ist aber so exzellent angelegt, das dieser selbst im Felsenbereich nie schmal wird. Nach ca. 1½–1¾ Stunden, in denen man knapp 600 Hm auf einem stets breiten, teils steilen, aber technisch einfachen, familienfreundlichen Weg aufgestiegen ist, hat man es dann geschafft, man hat das Stripsenjoch (1.577 m, Abb. 7) erreicht und steht vor dem gleichnamigen Schutzhaus.

Rasten, gut essen, genügend trinken und vor allem die Aussicht ins Kaisertal im Westen hinunter und zu den Felsengiganten des Wilden Kaisers im Süden hinauf genießen; zu all dem lädt dieser gern besuchte, eindrucksvoll liegende Platz ein!

Trittsichere Bergwanderer können nun noch als "Fleißaufgabe" die Stripsenkopf-Runde absolvieren: Steil und mit Felsen besetzt ragt der Stripsenkopf (Abb. 8) nördlich der Schutzhütte etwas über 200 Hm in den Himmel. Dazu wandert man ein paar Meter hinauf zum Tavonarokreuz (1.611 m), das sich hinter dem Stripsenjochhaus befindet, und von diesem hinab in einen Sattel. Nun geht es teilweise recht steil auf einem steinigen, schmalen Steig vorbei an Felsen aufwärts. Natürliche und künstlich angelegte Stufen und an einer etwas schwierigeren Stelle Eisenklammern helfen beim Aufstieg und später beim Abstieg. Nach etwa 15–20 Minuten erreicht man auf etwa 1.700 m eine Abzweigung. Nur absolut trittsichere Bergwanderer sollten von hier – unterhalb eines in die Höhe ragenden Felszahns mit Kreuz an der Spitze – den links abzweigenden, finalen Aufstieg zum Gipfel des Stripsenkopfes wagen, denn die schwierigen, gesicherten Stellen werden nun häufiger. Insgesamt benötigt man für den Aufstieg vom Stripsenjochhaus auf den Stripsenkopf (1.807 m) rund 35–40 Minuten, auf dem eine kleine Unterstandshütte steht und von dem man eine noch tollere Aussicht auf die Felsformationen des Wilden Kaisers (Abb. 9) als vom Stripsenjoch hat. Von hier sind auch der Zahme Kaiser mit der Pyramidenspitze (1.997 m, Abb. 10) im Nordwesten und der Feldberg (1.813 m,) im Nordosten gut zu sehen. Um den Rundweg abzuschließen, steigt man nun – es ist sehr steil und ebenfalls etwas schwierig – im Norden vom Gipfel wieder abwärts. Nach kaum mehr als 10–15 Minuten gelangt man zur Einmündung des Steiges vom Feldberg (Abb. 11). Zur Rückkehr zum Stripsenjochhaus halten wir uns rechts und wandern den schmalen, etwas abschüssigen und kurz auch gesicherten Steig an der Ostseite des Stripsenkopfes entlang zur Abzweigung, bei der wir beim Aufstieg links abgebogen sind. Von hier geht es dann steil hinunter zum Stripsenjochhaus, das man nun fast ständig vor Augen hat. Für die gesamte Stripsenjoch-Runde sollte man ca. 1¼–1½ Stunden einplanen.

Während des Abstiegs zurück zur Griesner Alm, der auf dem Aufstiegsweg absolviert wird, genießt man immer wieder die schöne Aussicht Richtung Osten und ins Kaiserbachtal (Abb. 12). Noch imposanter ist aber nochmals der Blick hinauf zur Steinernen Rinne (Abb. 13). Der Abstieg vom Stripsenjochhaus zum Ausgangspunkt dauert kaum länger als 60–75 Minuten und beendet einen schönen Ausflug auf die landschaftlich großartige Hinterseite des Wilden Kaisers.

HM/Zeit:
vom Parkplatz bei der Griesner Alm zum Stripsenjochhaus knapp 600 Hm in rund 1½–1¾ Stunden (Aufstieg) bzw. 1,0–1¼ Stunden (Abstieg); für die Stripsenkopf-Runde zusätzlich etwas mehr als 200 Hm in ca.1¼–1½ Stunden
Zeitraum:
Mai–Oktober
Anforderungen:
Die Tour von der Griesner Alm zum Stripsenjochhaus ist eine kurze, technisch einfache und familienfreundliche Wanderung auf teilweise steilem, aber durchwegs breitem Weg. Für die Stripsenkopf-Runde mit zahlreichen gesicherten Stellen ist Trittsicherheit unbedingt notwendig!
Highlights:
Toller Rundblick vom Stripsenkopf, schöne Ausblicke in die Felsenwelt des Wilden Kaisers auch vom Stripsenjochhaus und von unterwegs, speziell der Blick zur Steinernen Rinne
Anfahrt:
Von der Bundesstraße B 178 (St. Johann in Tirol - Lofer) in St. Johann in Tirol bzw. in Kirchdorf in Tirol Richtung Norden auf die Landesstraße L 176 Richtung Schwendt/Kössen abzweigen. In Griesenau Richtung Westen ins Kaiserbachtal abbiegen und von der Mautstelle ca. 4 km vorbei an der Fischbachalm zur Griesner Alm fahren und den PKW auf den großen Parkplätzen abstellen.
Einkehr:
Fischbachalm (an der Mautstraße), GH Griesner Alm, Stripsenjochhaus
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 12°19'48''/47°34'47''
Rechtswert (UTM): 299250 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5273055 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/3214 und 3213
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