Wandertipps > Steiermark > Kragelschinken
Kragelschinken:
Die viel zu wenig bekannte Eisenerzer Ramsau
Kragelschinken Abbildung 1
Abb. 1

Fragt man in der Steiermark nach der Ramsau, werden die meisten an den WM-Austragungsort am Fuße des Dachsteins denken. In Niederösterreich wiederum kennen viele den kleinen Ort Ramsau auf dem Weg von Hainfeld im Gölsental zum Golfplatz im Adamstal. Die Eisenerzer Ramsau (Abb. 1), in der sich der Ausgangspunkt unseres nachfolgenden Wandertipps befindet, ist bestenfalls Fans des Nordischen Skisports ein Begriff, denn hier gibt es ein renommiertes Ausbildungszentrum mit Sprungschanzen und Loipen. Die Eisenerzer Ramsau ist Ausgangspunkt für Touren, einerseits nordwestlich (Abb. 2) des idyllischen Hochtals zum Kaiserschild (2.084 m) und zum Hochkogel (2.105 m) bzw. südlich (Abb. 3) zum Stadelstein (2.070 m) und zum Wildfeld (2.043 m). Von der Eisenerzer Ramsau hat man darüber hinaus einen großartigen Blick Richtung Osten zum Erzberg (Abb. 4) – dem größten Tagebau Mitteleuropas. Weniger bekannt ist unser Gipfelziel, der etwas versteckt liegende Kragelschinken (1.845 m, Abb. 5) – selbst Einheimische wissen nicht, woher dieser für einen Berg ungewöhnliche Name stammt –, der ein relativ schnell und leicht zu besteigender Aussichtsberg in den Eisenerzer Alpen ist.

Unser Ausgangspunkt (ca. 1.015 m) befindet sich etwa 6,0 km westlich von Eisenerz auf der taleinwärts führenden Straße zwischen dem GH Pichlerhof und den Skisprungschanzen. Dort zweigt links die Forststraße ab, die Richtung Süden durch das Lasitzenbachtal (Abb. 6) führt. Am Anfang mäßig ansteigend, wandern wir auf dieser ins Waldgelände. Nach rund 15 Minuten zweigen links zuerst ein markierter Steig und gleich danach eine parallel verlaufende Forststraße ab. Dabei handelt es sich um eine alternative Route, die über die Hochalm, den Ochsenboden und das Nebelkreuz zur Teicheneggalm führt, die – wir bleiben geradeaus auf der Forststraße taleinwärts – unser erstes Zwischenziel ist. Die Alternativroute ist um 30–45 Minuten länger und es müssen zusätzliche 100 Hm bewältigt werden.

Wir kommen – weiter Richtung Süden taleinwärts wandernd – bald nach der Abzweigung zum Jagdhaus Lasitzen (Abb. 7), von dem unser Gipfelziel hoch oben sichtbar ist. Vorher schon und auch hier gibt es immer wieder parallel verlaufende Abkürzungen, die für Ortskundige den Aufstieg auf der markierten Forststraße etwas angenehmer gestalten. Über eine Brücke queren wir am unteren Ende einer größeren Lichtung den Lasitzenbach, der nun links von uns fließt. Ebenfalls links von uns hat man einen schönen Blick die steilen, felsdurchsetzten Waldhänge unterhalb des Schwarzensteins (1.953 m, Abb. 8) aufwärts. Nach rund 30–35 Minuten vom Ausgangspunkt auf der Forststraße biegen wir in einer Serpentine (ca. 1.270 m) links auf einen Steig ab. Über eine Brücke wird ein Seitenbach gequert und wenige Schritte später geht es vorbei an einem Marterl (Abb. 9), das an den Erfrierungstod eines Kleinkindes erinnert. Unser Steig führt im ersten Teil recht steil ansteigend, aber stets gut begehbar im Wald weiter Richtung Süden aufwärts. 15–20 Minuten nach der Abzweigung betreten wir bei einer Quelle lichteres Gelände, die Felsseite im Norden des Wildfelds wird halblinks vor uns sichtbar (Abb. 10). Unser Steig bleibt steil und kann nass sowie leicht rutschig sein – darauf muss man hier achten. 40–45 Minuten nach der Abzweigung von der Forststraße mündet unser Steig in eine weitere Forststraße, in die wir rechts einbiegen und die wir zwei Serpentinen später links wieder verlassen. Der nun begangene Steig ist im lichten Gelände teilweise recht schmal und führt zuletzt im Wald steil hinauf zu einer Lichtung. Auf ihrem oberen Ende steht die in den Sommermonaten bewirtschaftete Hütte auf der Teicheneggalm (1.575 m, Abb. 11). Für den Aufstieg von der Eisenerzer Ramsau hierher haben wir ungefähr 1½ –1¾ Stunden benötigt. Von der Terrasse genießt man einen schönen Blick Richtung Norden (Abb. 12) zum mächtigen Kaiserschild und zum Hochkogel.

Ein paar Meter oberhalb der Hütte gelangen wir zu einer Weggabelung, bei der wir links in den querenden Weg einbiegen und in knapp einer Minute zur nächsten Weggabelung wandern. Von geradeaus kommt der Steig, der von denjenigen benutzt wird, die über die alternative, längere Wegvariante über die Hochalm, den Ochsenboden und das Nebelkreuz hierher aufgestiegen sind. Wir halten uns rechts, Richtung Südosten, und marschieren auf einem Steig in ca. 5–10 Minuten nicht allzu steil zur nächsten Weggabelung. Links geht es zum Stadelstein und zum Wildfeld, wir biegen rechts zum Kragelschinken ab. Zuerst eine Spur steiler, marschieren wir dann auf einem netten Steig fast eben Richtung Westen. Wir gelangen zu einer Lichtung, bei der vor uns unser Gipfelziel erneut zu sehen ist. Vorbei an einem kleinen Tümpel wendet sich der Steig nach links, Richtung Süden, und führt uns wieder etwas steiler zum Teicheneggsattel (1.690 m), den wir von der Teicheneggalm nach ca. 15–20 Minuten erreichen und bei dem Wege aus allen Himmelsrichtungen zusammentreffen. Vor uns werden im Süden die Niederen Tauern sichtbar (Abb. 13).

Wir biegen rechts auf den querenden Kammweg ab und beginnen Richtung Westen mit unserem finalen Gipfelaufstieg auf den vor uns stehenden Kragelschinken (Abb. 14). Auf einem gut begehbaren Steig geht es zu Beginn rechts vorbei an einem Felsen und in weiterer Folge mit einigen Serpentinen – immer wieder etwas steiler und flankiert von letzten, kleinen Bäumen – stetig bergauf. Nachdem man die letzte Steilstufe bewältigt hat, steht man nach ca. 2¼–2½ Stunden, in denen man knapp 850 Hm erklimmen musste, vor dem Gipfelkreuz des Kragelschinken (Abb. 15).

Sensationell ist der Rundblick vom kleinen Gipfelplateau: Im Norden (Abb. 16) sieht man den Kaiserschild und den Hochkogel, im Nordosten (Abb. 17) erblickt man den Erzberg, Eisenerz und große Teile der Hochschwabregion mit dem Hochschwab (2.277 m) und dem Eibenstein (2.143 m), im Hintergrund sind sogar der Ötscher (1.893 m) und der Dürrenstein (1.878 m) zu sehen. Uns am nächsten sind die Berge östlich (Abb. 18) von uns. Neben Stadelstein und Wildfeld kann man im Hintergrund den Eisenerzer Reichenstein (2.165 m) und etwas weiter im Süden den höchsten Gipfel der Eisenerzer Alpen, das Gößeck (2.214 m), bewundern. Um den Blick Richtung Süden und Westen (Abb. 19) optimal zu genießen, sollte man wenige Schritte auf dem Kammsteig weitergehen, dann sind einerseits die Niederen Tauern mit dem Seckauer Zinken (2.397 m) und dem Geierhaupt (2.417 m) und andererseits der nahe Zeiritzkampel (2.125 m) uneingeschränkt zu bewundern. Großartig ist auch die Aussicht Richtung Nordwesten (Abb. 20) zu den Felsgiganten des Gesäuses, u.a. mit dem Lugauer (2.217 m), dem Hochtor (2.369 m) und dem Gr. Buchstein (2.224 m).

Obwohl man sich kaum sattsehen konnte, müssen wir an den Abstieg denken, der – überaus aussichtsreich – auf dem Aufstiegsweg erfolgt. Bei einer kleinen Kanzel links des Weges vom Gipfel zum Teicheneggsattel, für den man etwa 20–25 Minuten benötigt, überblickt man Richtung Norden (Abb. 21) sehr schön große Teile unseres Rückwegs in die Eisenerzer Ramsau. Nach ungefähr 35–40 Minuten steht man dann vor der Almhütte der Teicheneggalm (Abb. 22). Ein weiterer Traumblick (Abb. 23) erwartet uns ca. 10 Minuten später zu Beginn des Abstiegswegs durch das lichtere Gelände, das wir auf dem steilen Steig vorsichtig durchwandern. Vorbei an der Quelle bleibt es im Wald zwar weiter steil, aber der Waldboden ist meist gut und sicher begehbar. Nachdem wir am Marterl vorbeigekommen sind und den Seitenbach über die Brücke gequert haben, erreichen wir nach ungefähr 40–45 Minuten von der Teicheneggalm die Forststraße im Lasitzenbachtal (Abb. 24).

Vorbei an der Jagdhütte gelangen wir auf dieser – die sich anbietenden Abkürzungen werden jetzt von uns genutzt – nach ca. 1½–1¾ Stunden vom Kragelschinken wieder in die Eisenerzer Ramsau (Abb. 25).

HM/Zeit:
Von der Eisenerzer Ramsau auf dem Direktweg über die Teicheneggalm auf den Kragelschinken knapp 850 Hm in ungefähr 2¼–2½ Stunden (Aufstieg) bzw. auf dem Aufstiegsweg in etwa 1½–1¾ Stunden (Abstieg). Die alternative Route über die Hochalm, den Ochsenboden und das Nebelkreuz zur Teicheneggalm ist um 30–45 Minuten länger und es müssen zusätzliche 100 Hm bewältigt werden.
Zeitraum:
Mai–Oktober
Anforderungen:
Mittellange, technisch im Großen und Ganzen einfache, aber teilweise steile Tour auf der Forststraße mit kurzen, parallel verlaufenden Abkürzungen im Lasitzenbachtal, Waldsteigen und einem Wiesenpfad zwischen Teicheneggsattel und dem Gipfel des Kragelschinken.
Highlights:
Rundblick vom Kragelschinken und an vielen Stellen unterwegs in die faszinierende Bergwelt der Eisenerzer Alpen, zum Erzberg, zu den Niederen Tauern, zum Gesäuse und zur Hochschwabregion; die Eisenerzer Ramsau, der Erzberg
Anfahrt:
Von Leoben (von Wien und Klagenfurt: S 6) bzw. Traboch (von Graz und Wels: A 9) auf der B 115 (Bundesstraße von Traboch/Leoben nach Hieflau und weiter bis Steyr/Enns) bis Km 117,0 bei einem Kreisverkehr in Eisenerz fahren. Dort Richtung Westen ins Ortszentrum abbiegen, nach wenigen Metern links und gleich wieder links abbiegen (jeweils den JUFA-Schildern folgen). Vorsicht bei der Fahrt durch einen Torbogen und die engen Gassen von Eisenerz. Von der Abzweigung von der B 115 bis zum Ausgangspunkt kurz nach dem GH Pichlerhof in der Eisenerzer Ramsau sind es etwa 6,0 km. Dort stehen Parkplätze zur Verfügung.
Einkehr:
Teicheneggalm (im Sommer bewirtschaftet, sonst steht dort Wasser zum Abfüllen zur Verfügung), eine Quelle unterwegs, GH Pichlerhof unweit des Ausgangspunktes, GH in Eisenerz
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 14°50‘39‘‘/47°30‘47‘‘
Rechtswert (UTM): 488264 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5262202 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4215
Herzlichen Dank an unsere Sponsoren: